Lehrkraft im digitalen Zeitalter: Verantwortung für echtes Lernen in einer KI-geprägten Welt

In Florian Nuxolls Artikel über „Skill Skipping“ wird ein grundlegendes Problem angesprochen, das viele Lehrkräfte derzeit beschäftigt: die Gefahr, dass Schüler*innen durch KI-Technologie nicht mehr den Lernprozess durchlaufen, sondern lediglich das Endergebnis abliefern. „Skill Skipping“ – das Umgehen wichtiger Lernschritte – bedroht das Ziel der Bildung, nachhaltiges Wissen und Fähigkeiten zu fördern. Doch genau hier liegt auch die große Verantwortung der Lehrkraft: den Lernprozess zu schützen und KI sinnvoll einzubinden. Wir, die Lehrkräfte, stehen im Zentrum dieser Herausforderung und müssen uns mit KI auseinandersetzen, um gezielt und bewusst Skill Skipping verhindern zu können.

Die Rolle der Lehrkraft in Zeiten von KI

Als Lehrkräfte tragen wir eine entscheidende Verantwortung dafür, den Schülerinnen und Schülern zu zeigen, wie KI als Unterstützung für – und nicht als Abkürzung des – Lernprozesses genutzt werden kann. Dafür ist es unerlässlich, dass wir uns selbst intensiv mit KI beschäftigen, ihre Funktionsweisen verstehen und ihre Möglichkeiten sowie ihre Grenzen erkennen. Nur so können wir in der Lage sein, den bewussten Umgang mit KI im Unterricht zu fördern und unsere Schülerinnen und Schüler anzuleiten, eigenständig zu denken, zu recherchieren und zu reflektieren.

KI als Chance – und als Herausforderung

Selbst wenn KI den Unterricht unterstützt, kann sie doch auch dazu verleiten, wichtige Lernschritte zu überspringen. Schüler*innen, die zu früh oder zu unreflektiert auf KI zurückgreifen, können schnell den Eindruck gewinnen, dass der Weg zum Wissen nicht mehr wichtig ist. Unsere Aufgabe ist es daher, die Schüler*innen für den Wert des Lernprozesses selbst zu sensibilisieren und ihnen die nötigen Kompetenzen für ein reflektiertes und selbstreguliertes Lernen an die Hand zu geben.

Fortbildungen und bewusste Einsatzkonzepte für KI

Lehrkräfte benötigen praxisorientierte Fortbildungen, um den Umgang mit KI-Tools zu verstehen und Einsatzstrategien zu entwickeln, die den Lernprozess unterstützen. Mit fundiertem Wissen über KI können wir Unterrichtskonzepte entwickeln, die Skill Skipping gezielt vorbeugen. Dazu gehört nicht nur die Erklärung, wie man KI sinnvoll einsetzt, sondern auch die bewusste Entscheidung, in bestimmten Phasen komplett ohne digitale Unterstützung zu arbeiten. Indem wir im Unterricht ganz bewusst Freiräume schaffen, in denen digitales Arbeiten durch eigenständiges Denken und Handeln ersetzt wird, zeigen wir, dass eigenständige Fähigkeiten die Basis sind, auf die KI aufbaut.

Methoden für einen lernförderlichen KI-Einsatz

Ein konkreter Ansatz, den ich selbst im Unterricht nutze, ist es, Schüler*innen nicht nur die Antworten, sondern auch den Weg dorthin bewerten zu lassen. In einem „Flipped Classroom“-Modell kann die Wissensaneignung teils eigenständig mit KI-Unterstützung erfolgen, während wir im Unterricht selbst verstärkt auf das kreative und kritische Arbeiten setzen. Hier können Aufgaben wie das Formulieren eigener Gedanken, das Zusammenfassen in eigenen Worten und das Visualisieren durch Tabellen oder Diagramme gezielt dazu beitragen, den Lernprozess zu fördern und KI als unterstützendes Werkzeug zu nutzen.

Die Verantwortung der Lehrkraft: Der Weg ist das Ziel

Die Verantwortung liegt letztendlich bei uns: Wir müssen uns kontinuierlich weiterbilden und KI als Bestandteil unserer Unterrichtsplanung verstehen, um Skill Skipping zu verhindern. Unser Ziel ist es, den Schüler*innen zu zeigen, dass der Weg zum Ergebnis oft wertvoller ist als das Ergebnis selbst. So können wir als Lehrkräfte dazu beitragen, dass unsere Schüler*innen die Fähigkeiten entwickeln, die sie in einer immer digitaleren Welt brauchen – kritisches Denken, eigenständiges Lernen und die Fähigkeit, Technologien reflektiert zu nutzen.


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