Die metakognitive Überwachung ist ein Schlüsselbestandteil des Lernprozesses und beeinflusst die Fähigkeit von Schüler*innen, ihren Lernstand selbstständig und realistisch einzuschätzen. Dies ist eine Voraussetzung für effektives selbstreguliertes Lernen, da Schüler*innenlernen, wann sie zusätzliche Hilfe benötigen, welche Lernstrategien für sie funktionieren und wie sie ihre Zeit effizient nutzen können. Die Forschung zeigt, dass die Förderung dieser Fähigkeit im Unterricht realistische Einschätzungen und eine bessere Steuerung des eigenen Lernens ermöglicht. In diesem Beitrag werden vier empirische Studien vorgestellt, die den Einfluss verschiedener Methoden zur Förderung der metakognitiven Überwachung untersuchen.

Dignath & Büttner (2008): Förderung der Selbstregulation und metakognitiven Überwachung

In ihrer umfassenden Meta-Analyse untersuchten Dignath und Büttner die Wirkung verschiedener Programme zur Förderung des selbstregulierten Lernens und der metakognitiven Überwachung im Grund- und Sekundarschulbereich. Sie fanden heraus, dass Programme, die gezielt Reflexionsübungen und die Beobachtung eigener Lernprozesse fördern, besonders effektiv sind (z.B. “Was habe ich heute gelernt?“, “War etwas schwierig? Warum?“, “Was hat mir geholfen, das Thema zu verstehen?” oder “Was würde ich das nächste Mal anders machen?“) . Eine wichtige Strategie ist dabei, den Schüler*innen zu zeigen, wie sie ihre eigenen Fortschritte überprüfen und reflektieren können. Dignath und Büttner stellten fest, dass Schülerinnen, die regelmäßig Selbstüberwachungsübungen durchführten, realistischer und kritischer auf ihren Lernprozess blickten und weniger häufig zu Über- oder Unterschätzung ihrer Fähigkeiten neigten. Eine regelmäßige Förderung dieser Fähigkeit im Unterricht kann dazu beitragen, dass Schüler*innen ein besseres Gespür für ihren eigenen Lernprozess entwickeln und langfristig selbstständiger und erfolgreicher lernen können.

Destan et al. (2017): Metakognitive Überwachung bei Grundschüler*innen im Mathematikunterricht

Destan und Kolleginnen analysierten, wie Grundschüler*innen ihre eigenen Lernfortschritte im Mathematikunterricht beurteilen und welche Rolle die metakognitive Überwachung hierbei spielt. Sie setzten gezielte Reflexionsfragen ein, um die Kinder dazu anzuregen, ihre eigenen Einschätzungen zu hinterfragen. Die Studie zeigte, dass Schüler*innendurch das regelmäßige Hinterfragen und Vergleichen ihrer Selbsteinschätzungen mit ihren tatsächlichen Leistungen ein realistischeres Selbstbild entwickelten. Beispielsweise erhielten Schülerinnen nach Abschluss einer Aufgabe Fragen wie „Wie sicher warst du dir bei dieser Lösung?“ oder „Hattest du das Gefühl, alle Schritte verstanden zu haben?“. Diese Form der Reflexion führte dazu, dass die Schüler*innen ihre Lernfortschritte besser einschätzen konnten, was wiederum ihre Leistung und ihr Selbstvertrauen positiv beeinflusste. Die Ergebnisse betonen die Bedeutung von Reflexionsstrategien, die regelmäßig in den Unterricht integriert werden sollten, um eine präzise Selbstüberwachung zu fördern.​

García et al. (2016): Einsatz von Feedback zur Förderung der Überwachungsfähigkeiten im Mathematikunterricht

In dieser Studie untersuchten García und Kolleginnen, wie Grundschüler*innen durch gezielte Selbstüberwachungsübungen und Feedback in ihren metakognitiven Fähigkeiten gestärkt werden können. Die Schüler*innenerhielten nach jeder Aufgabe eine Rückmeldung darüber, wie genau ihre Einschätzungen mit ihrer tatsächlichen Leistung übereinstimmten. Dies half ihnen, ein realistisches Bild von ihren Fähigkeiten zu entwickeln und besser zu verstehen, wann sie zusätzliche Unterstützung benötigen oder ihre Herangehensweise anpassen müssen. Die Ergebnisse zeigen, dass das regelmäßige Vergleichen eigener Einschätzungen mit der Realität zu einer genaueren und kritischen Selbstreflexion führt, was auch zu besseren schulischen Leistungen beitrug. Ein solcher Ansatz könnte im Unterricht durch Rückmeldungen auf Tests oder Übungen ergänzt werden, in denen die Schüler*innenihre eigene Leistung vorher einschätzen und diese Selbsteinschätzung dann mit ihrem tatsächlichen Ergebnis vergleichen.

Schneider & Artelt (2010): Metakognitive Überwachung und Mathematikunterricht

Schneider und Artelt konzentrierten sich auf die Bedeutung der metakognitiven Überwachung im Mathematikunterricht und untersuchten, wie gezielte Instruktionen und Metakognitionstrainings die Fähigkeit der Schüler*innen zur Selbstüberwachung verbessern können. Die Studie zeigte, dass Schüler*innen, die regelmäßig auf ihre Lernstrategien und Fortschritte aufmerksam gemacht wurden, bessere Leistungen erzielten und ein realistisches Bild von ihren Stärken und Schwächen entwickelten. Besonders wertvoll erwiesen sich Strategien wie das Planen, Überwachen und Bewerten der eigenen Herangehensweise an mathematische Aufgaben. Diese Fähigkeiten fördern das analytische Denken und stärken die Selbstkontrolle. Die Studie empfiehlt, diese Elemente regelmäßig in den Unterricht zu integrieren, um langfristig eine reflektierte Lernkultur aufzubauen und die Schüler*innen zu befähigen, ihre Lernprozesse eigenständig zu steuern.

Marantika (2021): Förderung der metakognitiven Überwachung im Deutschunterricht durch Lesestrategien

In dieser Studie wurden verschiedene Lesestrategien eingeführt, um die metakognitive Überwachung im Deutschunterricht zu fördern. Schüler*innen lernten, ihren Leseprozess systematisch zu strukturieren, indem sie Planungsstrategien (z.B. Zielsetzung und Textüberblick) anwendeten, ihren Fortschritt überwachten und abschließend reflektierten. Die Ergebnisse zeigten, dass die Förderung dieser Strategien zu einer höheren Lesekompetenz und besseren Selbstwahrnehmung der Schüler*innen führte. Marantika betonte, dass solche Leseüberwachungsstrategien den Schüler*innen helfen, ihre Fähigkeiten realistisch einzuschätzen und gezielter zu lernen

Teng & Zhang (2016): Metakognitive Strategien im Schreibprozess des Deutschunterrichts

Diese Studie untersuchte die Förderung der metakognitiven Überwachung im Schreibunterricht und fokussierte dabei auf Strategien wie Planen, Monitoring und Überarbeitung von Texten. Schüler*innen, die ihre Schreibprozesse reflektierten, konnten ihre Leistungen realistischer einschätzen und produzierten kohärentere Texte. Die Studie zeigt, dass durch das Anwenden dieser Strategien eine präzisere Selbstüberwachung und ein verbessertes Textverständnis erreicht wird. Die Autoren empfehlen, solche metakognitiven Schreibstrategien regelmäßig in den Deutschunterricht zu integrieren, um die Schreibkompetenz zu fördern und die Selbstständigkeit der Schüler*innen zu stärken​

Fazit und Empfehlungen für die Unterrichtspraxis

Diese Studien unterstreichen die zentrale Rolle der metakognitiven Überwachung für die Lernentwicklung. Lehrkräfte können folgende Methoden einsetzen, um die Überwachungsfähigkeiten ihrer Schüler*innen zu fördern:

  • Reflexionsfragen nach abgeschlossenen Aufgabenstellungen, die den Schüler*innenhelfen, ihre Selbsteinschätzungen zu hinterfragen.
  • Feedback zu Aufgaben und Prüfungen, bei dem die Schüler*innen ihre Einschätzungen mit den tatsächlichen Ergebnissen vergleichen.
  • Trainings zur Planung und Überwachung eigener Lernprozesse, die das analytische Denken fördern und die Selbstkontrolle stärken.

Durch diese gezielten Maßnahmen können Lehrkräfte den Schüler*innen helfen, ein realistisches und reflektiertes Selbstbild zu entwickeln – eine Grundvoraussetzung für langfristigen Lernerfolg.

Literaturverzeichnis

  • Dignath, C., & Büttner, G. (2008). Components of fostering self-regulated learning among students: a meta-analysis on intervention studies at primary and secondary school level. Metacognition and Learning, 3(3), 231–264.
  • Destan, N., Hembacher, E., Ghetti, S., & Roebers, C. M. (2014). Early metacognitive abilities: The interplay of monitoring and control processes in 5- to 7-year-old children. Journal of Experimental Child Psychology, 126, 213–228.
  • García, T., Rodríguez, C., González-Castro, P., González-Pienda, J. A., & Torrance, M. (2016). Elementary students’ metacognitive processes and post-performance calibration on mathematical problem-solving tasks. Metacognition and Learning, 11(2), 139–170.
  • Marantika, J. E. R. (2021). Metacognitive ability and autonomous learning strategy in improving language skills in German. Journal of Education and Learning, 14(8), 85–94.
  • Schneider, W., & Artelt, C. (2010). Metacognition and mathematics education. ZDM Mathematics Education, 42(2), 149–161.
  • Teng, F., & Zhang, L. J. (2016). Metacognitive strategy use and writing competence: Approaches to proficiency development in language education. Metacognition and Learning, 11, 81–100.


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