Selbstreguliertes Lernen ist ein Schlüssel zur erfolgreichen und nachhaltigen Bildung. Es befähigt Lernende, Verantwortung für ihren eigenen Lernprozess zu übernehmen, sich Ziele zu setzen, den Fortschritt zu überwachen und ihr Vorgehen anzupassen, um erfolgreich zu sein. Ein besonders effektives Werkzeug zur Förderung des selbstregulierten Lernens ist das Führen eines Lerntagebuchs. In diesem Blogbeitrag erfährst du, wie du Lerntagebücher nutzen kannst, um den Lernprozess deiner Schüler*innen zu unterstützen.

Was ist ein Lerntagebuch?

Ein Lerntagebuch ist eine strukturierte Möglichkeit für Schüler*innen, ihre Lernprozesse zu reflektieren. Hier können sie festhalten, was sie gelernt haben, welche Herausforderungen sie hatten und wie sie diese bewältigen konnten. Wichtig ist, dass das Lerntagebuch nicht nur eine bloße Auflistung von Inhalten ist, sondern eine aktive Auseinandersetzung mit dem Lernstoff fördert. Es unterstützt sowohl die kognitive als auch die metakognitive Ebene des Lernens.

ABER: Damit das Schreiben von Lerntagebüchern sein volles Potenzial entfaltet, müssen die Schüler*innen durch gezielte Prompts angeleitet werden. Ohne diese gezielten Impulse (Prompts) neigen Schüler*innen oft dazu, lediglich oberflächlich den Lernstoff zu wiederholen, anstatt sich kritisch mit ihrem Verständnis auseinanderzusetzen.

Wie können Lernstrategien in Lernprotokollen angeleitet werden?

Berthold et al. (2007) untersuchten die Auswirkungen kognitiver und metakognitiver Prompts beim Schreiben von Lernprotokollen. Zur Untersuchung wurden vier Instruktionen für das Schreiben des Lernprotokolls unterschieden: (a) kognitive Prompts, wie z.B. Aufforderung zur Organisation und zur Elaboration, (b) metakognitive Prompts, wie z.B. Aufforderungen zur Verständniskontrolle und Planung von Abhilfestrategien, (c) Kombination aus kognitiven und metakognitiven Aufforderungen oder (d) gar keine Aufforderungen. Die Analyse der Lernprotokolle ergab, dass die Lernenden, die kognitive oder kognitive und metakognitive Prompts erhielten im Vergleich zur Kontrollgruppe (keine Aufforderungen) signifikant mehr kognitive und metakognitive Strategien ausführten und auch eine bessere Verstehensleistung erzielten.

Kognitive Prompts

Aufforderungen zur Organisation:

  • Wie kannst du die Struktur der Lerninhalte am besten gestalten?
  • Mit welchen Überschriften und Unterüberschriften kannst du die Lerninhalte in eine logische Reihenfolge bringen?
  • Welches sind deiner Meinung nach die wichtigsten Punkte?

Aufforderungen zur Elaboration:

  • Welche Beispiele fallen Ihnen ein, die die Lerninhalte veranschaulichen, bestätigen oder widersprechen?
  • Kannst du Bezüge zwischen den Inhalten des Videos und deinem Wissen aus Schule und Alltag herstellen?
  • Welche Aspekte des Lernmaterials findest du interessant, nützlich, überzeugend und welche nicht?

Metakognitive Prompts

Aufforderungen zur Überwachung und Selbstdiagnose:

  • Welche Hauptpunkte hast du bereits gut verstanden?
  • Welche Hauptpunkte hast du noch nicht verstanden?
  • Wie kannst du dein Verständnisproblem am besten erklären?
  • Welche Fragen wurden deiner Meinung nach durch das Lernmaterial nicht ausreichend geklärt?

Aufforderungen zur Selbstregulation:

  • Welche Möglichkeiten hast du, deine Verständnisprobleme zu überwinden?
  • Welche Passage des Lernmaterials solltest du versuchen, vor deinem inneren Auge zu rekapitulieren?

Wie du ein Lerntagebuch in deinen Unterricht integrieren kannst

Um das Beste aus einem Lerntagebuch herauszuholen, solltest du es gezielt und mit klaren Anweisungen in den Unterricht integrieren. Hier einige Tipps, wie das gelingen kann:

  • Regelmäßigkeit: Schüler*innen sollten regelmäßig, zum Beispiel am Ende einer Unterrichtsstunde oder eines Lernabschnitts, ihr Lerntagebuch führen. Diese Regelmäßigkeit hilft dabei, Reflexionsgewohnheiten zu entwickeln.
  • Anleitung geben: Besonders zu Beginn kann es sinnvoll sein, klare Anweisungen zu geben, worüber die Schüler*innen reflektieren sollen.
  • Offene Struktur: Das Lerntagebuch sollte nicht zu starr vorgegeben werden. Es sollte Raum für eigene Gedanken und individuelle Schwerpunkte lassen. Die Schüler*innen sollten entscheiden können, was für sie besonders relevant ist.
  • Feedback geben: Lehrerfeedback auf das Lerntagebuch ist ein wichtiger Motivationsfaktor. Allerdings sollte das Feedback nicht bewertend, sondern unterstützend und ermutigend sein. Schüler*innen sollten sich nicht unter Druck gesetzt fühlen, perfekte Antworten zu geben, sondern ehrlich über ihren Lernprozess reflektieren können.

Fazit

Lerntagebücher sind ein mächtiges Werkzeug, um das selbstregulierte Lernen zu fördern. Sie unterstützen Schülerinnen dabei, bewusster und zielgerichteter zu lernen, und stärken sowohl ihre kognitiven als auch metakognitiven Fähigkeiten. Wenn du Lerntagebücher gezielt in deinen Unterricht integrierst, kannst du deinen Schülerinnen helfen, ihre Lernprozesse zu reflektieren, ihre Fortschritte zu sehen und effektiver zu lernen.

Probier es aus und beobachte, wie deine Schüler*innen ihre Lerngewohnheiten und -ergebnisse verbessern!

Literatur

Berthold, K., Nückles, M., & Renkl, A. (2007). Do learning protocols support learning strategies and outcomes? The role of cognitive and metacognitive prompts. Learning and Instruction, 17, 564-577.


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