Heute haben wir uns intensiv mit der prozessorientierten Bewertung auseinandergesetzt und begonnen, erste Kriterien für ein Bewertungsraster zu formulieren. Es ging darum, festzulegen, wie man diese Bewertung in der Praxis umsetzen könnte, und während dieses Prozesses sind wir auf einige weitreichende Gedanken und Herausforderungen gestoßen.

Warum braucht es eigentliche eine prozessorientierte Bewertung?

Bereits Hattie und Timperley (2007) heben in ihrem Feedbackmodell hervor, dass gezieltes Feedback zum Lernprozess entscheidend für erfolgreiches Lernen ist. Die prozessorientierte Bewertung fokussiert sich nicht nur auf das Endprodukt – also das Ergebnis einer Prüfung oder Arbeit –, sondern legt den Schwerpunkt auf den gesamten Lernprozess. Sie betrachtet, wie Schüler*innen denken, lernen und sich entwickeln. Dieser Ansatz zielt darauf ab, die Lernfortschritte der Schüler*innen kontinuierlich zu dokumentieren und zu fördern, anstatt sie nur aufgrund eines einmaligen Ergebnisses zu bewerten. Indem Schüler*innen gezieltes Feedback zur Selbstregulation und zur Optimierung ihrer Lernprozesse erhalten, entwickeln sie eine tiefere Einsicht in ihre Lernstrategien und stärken ihre Fähigkeit, diese kontinuierlich anzupassen. Hattie und Timperley (2007) verdeutlichen, dass dieser prozessorientierte Ansatz des Feedbacks das Fundament für langfristiges, nachhaltiges Lernen legt.

Ein bedeutender Vorteil der prozessorientierten Bewertung ist das Potenzial zur Förderung von Chancengerechtigkeit. Durch den Fokus auf den Lernprozess können individuelle Stärken und Schwächen besser erkannt und berücksichtigt werden. Dies ermöglicht eine gezielte Förderung, die allen Schüler*innen zugutekommt – unabhängig von ihrem Hintergrund oder ihren Vorkenntnissen. Allerdings müssen wir sicherstellen, dass alle Schüler*innen die gleichen Möglichkeiten haben, um ihre Lernprozesse zu reflektieren und zu verbessern.

Warum es wichtig ist, sich über die prozessorientierten Kompetenzen klar zu werden?

Während der Gedanke einer prozessorientierten Bewertung viele Vorteile verspricht, gibt es erhebliche Herausforderungen bei der Umsetzung. Schulen kämpfen oft damit, geeignete Kriterien und Methoden zur Messung von Prozessen zu definieren. Lehrkräfte müssen verstehen, welche Kompetenzen sie fördern wollen und welche Kriterien für die Bewertung dieser Kompetenzen festgelegt werden müssen. Wenn wir diese grundlegenden Fragen nicht klären, wird der Übergang zur prozessorientierten Bewertung schwierig und möglicherweise ineffektiv.

Ein zentraler Aspekt der prozessorientierten Bewertung ist das Verständnis dafür, was eine Kompetenz ist. Lehrkräfte müssen in der Lage sein, die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten zu identifizieren, die Schüler*innen benötigen, um eine bestimmte Kompetenz zu erlangen. Dies erfordert nicht nur eine tiefere Auseinandersetzung mit den Lehrplänen, sondern auch eine klare Definition, wie diese Kompetenzen im Unterricht gefördert werden können. Es ist entscheidend, dass Lehrkräfte befähigt werden, geeignete Kriterien festzulegen, die den Lernprozess ihrer Schüler abbilden.

Wie Lehrkräfte bei der prozessorientierten Bewertung unterstützt werden sollten?

Um die prozessorientierte Bewertung erfolgreich einzuführen, ist eine umfassende Weiterbildung für Lehrkräfte unerlässlich. Schulen müssen Fortbildungsprogramme anbieten, die nicht nur die theoretischen Grundlagen abdecken, sondern auch praxisnahe Methoden zur Umsetzung vermitteln. Lehrkräfte sollten lernen, wie sie den Lernprozess ihrer Schüler*innen effektiv dokumentieren und bewerten können, einschließlich der Definition von Kriterien, die sich an den zu erlangenden Kompetenzen orientieren. Ohne diese Unterstützung könnte die prozessorientierte Bewertung in vielen Schulen scheitern.

Genau hier setzen wir an!

Wir haben für euch eine Vorlage eines prozessorientierten Kompetenzrasters erstellt, das ihr hier erwerben könnt.

Literatur

Hattie, J., & Timperley, H. (2007). The power of feedback. Review of educational research77(1), 81-112.


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