In der Welt des Lernens und der Wissensvermittlung spielt epistemic Monitoring eine entscheidende Rolle. Aber was bedeutet dieser Begriff genau, und wie können Lehrkräfte ihn im Unterricht fördern? Basierend auf dem Artikel „Comprehension and validation: Separable stages of information processing? A case for epistemic monitoring in language comprehension“ von Isberner und Richter (2014) wollen wir diesen spannenden Prozess genauer betrachten und zeigen, wie epistemic Monitoring im Unterricht angewendet werden kann.

Was ist epistemic Monitoring?

Epistemic Monitoring bezeichnet die Fähigkeit, während des Informationsverarbeitungsprozesses den Wahrheitsgehalt und die Vertrauenswürdigkeit einer Information zu bewerten. Das bedeutet, dass eine Person sich nicht nur auf das Verstehen der Information konzentriert, sondern auch überprüft, ob diese glaubwürdig und wahrheitsgemäß ist.

Im Bildungskontext hilft epistemic Monitoring Schüler*innen Informationen kritisch zu hinterfragen, statt diese ungeprüft zu übernehmen. Diese Fähigkeit ist besonders in der heutigen Zeit der schnellen Informationsverbreitung von großer Bedeutung, da es ihnen ermöglicht, Quellen und Inhalte auf ihre Zuverlässigkeit hin zu bewerten.

Wie funktioniert epistemic Monitoring?

Nach Isberner und Richter (2014) findet der Prozess des epistemic Monitoring in zwei Phasen statt: dem Verstehen und dem Validieren.

  1. Verstehensphase: In dieser Phase wird die Information verarbeitet und in das vorhandene Wissen eingebaut. Die Schüler*innen aktivieren dabei ihre Vorwissen und setzen es in Beziehung zur neuen Information.
  2. Validierungsphase: Hier kommt das eigentliche epistemic Monitoring ins Spiel. Die Schüler*innen bewerten die Information und überprüfen, ob sie widersprüchlich oder unglaubwürdig ist. Diese Phase kann automatisch oder bewusst ablaufen. Häufig geschieht dies intuitiv, etwa wenn eine Information auffällig anders ist als das, was bisher bekannt war.

Warum epistemic Monitoring im Umgang mit KI relevant ist?

Im Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) ist epistemic Monitoring besonders wichtig, da KI-gestützte Systeme wie Chatbots, Suchmaschinen und Empfehlungssysteme oft Inhalte generieren oder bereitstellen, ohne dass deren Wahrheitsgehalt oder Intention immer transparent ist. KI kann beeindruckende Informationen liefern, jedoch fehlt es diesen Systemen an eigenem Urteilsvermögen und an der Fähigkeit, Fakten von Meinungen oder Fehlinformationen zu unterscheiden. Schüler*innen müssen daher selbst aktiv überprüfen, ob die bereitgestellten Informationen sinnvoll und vertrauenswürdig sind. Epistemic Monitoring hilft hier, Inhalte kritisch zu hinterfragen, die Quellen zu prüfen und zwischen plausiblen sowie fragwürdigen Aussagen zu unterscheiden. Da KI in immer mehr Bereichen Entscheidungen und Lernprozesse beeinflusst, wird die Fähigkeit, Informationen zu validieren, unverzichtbar, um die Integrität des eigenen Wissens und die Qualität der Entscheidungen zu gewährleisten.

Epistemic Monitoring im Klassenzimmer: Praxisbeispiele

Um die Theorie in die Praxis zu übersetzen, können Lehrkräfte einfache, aber effektive Aufgaben gestalten, die epistemic Monitoring fördern:

  • Fake News entlarven: Die Lehrkraft kann eine Reihe von Nachrichtenartikeln – teils echt, teils gefälscht – bereitstellen. Die Schüler*innen sollen die Artikel kritisch lesen und anhand von Indizien entscheiden, ob die Nachricht glaubwürdig ist. Sie könnten hierbei Fragen stellen wie: „Wer ist die Quelle? Passt das in mein bestehendes Wissen? Gibt es Widersprüche in der Aussage?“ Diese Übung fördert sowohl das Verstehen der Information als auch die kritische Prüfung ihres Wahrheitsgehalts.
  • Widersprüchliche Texte analysieren: Ein weiteres Beispiel ist das Arbeiten mit Texten, die in sich widersprüchliche Informationen enthalten. Die Lehrkraft stellt den Schüler*innen einen Text zur Verfügung, der bewusst in sich widersprüchliche Aussagen enthält. Die Aufgabe besteht darin, diese Widersprüche zu erkennen und zu hinterfragen. Diese Methode schult die Validierung der Information und sensibilisiert Schüler*innen für Unstimmigkeiten.
  • Rollenspiel – Die Rolle eines Detektivs übernehmen: In diesem Rollenspiel übernehmen die Schüler*innen die Rolle von „Wissensdetektiven“, die einer Information auf den Grund gehen sollen. Sie erhalten eine Behauptung (zum Beispiel eine historische Tatsache oder eine wissenschaftliche Aussage) und müssen durch Recherche und das Abwägen von Quellen herausfinden, ob die Information korrekt ist. Dieser praktische Ansatz hilft dabei, die Bewertung von Informationen als festen Bestandteil ihres Lernprozesses zu verankern.

Fazit

Epistemic Monitoring ist eine wertvolle Fähigkeit, die Schüler*innen hilft, kritisch und reflektiert mit Informationen umzugehen. Durch gezielte Aufgaben und Praxisbeispiele können Lehrkräfte ihre Schüler*innen dabei unterstützen, diese Fähigkeit zu entwickeln und zu vertiefen. In einer Zeit, in der Informationen überall zugänglich sind, wird epistemic Monitoring zu einer unverzichtbaren Kompetenz, die es ermöglicht, wahrheitsgemäße Informationen von Fehlinformationen zu unterscheiden und fundierte Entscheidungen zu treffen.

Auch hier haben wir ein Kompetenzraster erstellt, was dir als Lehrkraft und auch deinen Schüler*innen dabei helfen soll, Stärken und Schwächen zu identifizieren und die Kompetenz des epistemic monitoring zu verbessern. Das Kompetenzraster kannst du hier erwerben.


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